Page 75 - Jahrbuch_2024
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Aufstehen, Krone richten und weitermachen

Yemisi Ogunleye ist gerade einmal 25 Jahre alt und hat schon den größten sportlichen
Erfolg erreicht: Gold im Kugelstoßen bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Ihre Gold-Medaille feiert sie mit Singen, die 20 Meter stößt sie im letzten Versuch nach einem
Sturz im strömenden Regen. Yemisi Ogunleye von der MTG Mannheim kann sich zurecht über
diesen Sieg freuen und dabei ist es nicht ihr alleiniger.

Das Interview führte Lisa Rosenberger.

Frau Ogunleye, die Olympischen Spiele fanden dieses Jahr im Nachbarland statt. Wie
haben Sie dies bei den Wettkämpfen vor Ort empfunden?

Da die Spiele in Frankreich stattfanden, war mir bewusst, dass relativ viele deutsche Zuschauer
vor Ort sein werden. Vor rund 80.000 Zuschauern im Stadion den Wettkampf zu bestreiten, das
hätte durchaus enorm herausfordernd sein können, weil die Stimmung auch erdrückend hätte
sein können. Ich habe die Stimmung aber weniger als erdrückend erlebt, als dass ich sie als
Ermutigung angenommen habe. Die deutschen Zuschauer haben meinen Erfolg mitgefeiert
und meine Mama, meine Tante, mein Onkel und einige weitere Familienmitglieder konnten
dabei sein. Besonders dass meine Mama dabei war, war schön: Sie hat mich von klein auf zu
allen Trainings gefahren und mich all die Jahre über begleitet. Dass sie nun diesen größten
Erfolg meiner Karriere miterleben konnte, bedeutet mir viel.

Die meisten Zuschauer:innen haben die Wettkämpfe Schlag auf Schlag im Fernsehen
verfolgt, ohne große Pausen. Sie selbst mussten sich zwischen den Wettkämpfen auch
entspannen können. Wie haben Sie das gemacht?

Um mich während des Wettkampfes zu entspannen, singe und bete ich. Ich singe meist Lieder,
die meine emotionale Lage beschreiben. Wenn ich Zweifel oder Angst habe, oder es auch
einfach nicht so gut läuft, singe ich rhythmische Lieder, die mich aufbauen. Dabei achte ich
auch sehr auf die Worte der Lieder, denn die Musik soll wiedergeben, was ich ausdrücken
möchte. Ich bete auch zu Gott, dass ich von ihm die Unterstützung erhalte, meine Leistung
abrufen zu können. Ansonsten arbeite ich viel mit Visualisierungen und stelle mir die
Bewegungsabläufe des Kugelstoßens vor.

In den Wochen vor den olympischen Wettkämpfen haben Sie auch einige
Interviewanfragen abgesagt, um sich besser vorbereiten zu können.

Ja, Interviews können sehr kräftezehrend sein. Vor so einem sportlichen Höhepunkt finde ich
es wichtig, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und Leistung zu erbringen. Die Interviews
abzusagen, und somit keine Energie zu verlieren, war für mich die beste Entscheidung, um bei
mir zu bleiben.

Wie haben Sie sich mental auf die Olympischen Spiele vorbereitet? Mentale Gesundheit
steht bei diesem Sportereignis immer wieder im Fokus.

BLV-Jahrbuch 2024  Seite 74
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