Page 83 - Jahrbuch_2024
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Die Leiden des Speerwerfers Andreas Hofmann
Karriereende nach neun Operationen: Der Leistungssport hat bei Andreas Hofmann
Spuren hinterlassen.
Deutschland galt ein Jahrzehnt lang als „Speerwurfland“ mit vier Deutschen Werfern unter den
ersten zehn der ewigen Weltbestenliste. Nicht einmal das Diskuswerfen mit den
Olympiasiegern Lars Riedel, Jürgen Schult, Robert und Christoph Harting kann da mithalten.
Die erfolgreichen Zeiten scheinen der Vergangenheit anzugehören. Johannes Vetter,
zweitbester Werfer aller Zeiten, kämpft mit Verletzungsproblemen, Olympiasieger Thomas
Röhler hinkt mit seinen Leistungen hinterher, und jetzt hat mit Andreas Hofmann von der MTG
Mannheim ein weiterer 90 Meter-Werfer seinen Rücktritt erklärt.
Der Leistungssport hat bei dem 32-Jährigen Spuren hinterlassen. Neun Operationen musste
der zweifache deutsche Meister über sich ergehen lassen. „Am Ende war es eine
Vernunftentscheidung, mit dem Leistungssport Schluss zu machen“, musste sich Hofmann jetzt
eingestehen. Im Dezember 2023 unterzog er sich einer letzten Knie-Operation, die
Olympiasaison musste er abbrechen. Nach Gesprächen mit Ärzten, Physios, Trainern und
Sponsoren hat er vor wenigen Tagen seine Karriere beendet.
Bei der Universiade 2017 war er mit seinem ersten 90 Meter-Wurf und der Silbermedaille in die
Weltelite vorgestoßen, bei der WM 2015 in Peking war er Sechster, 2017 in London Achter.
„Taipeh war mein emotional schönster Erfolg“, erinnert er sich. Doch seitdem wechselten sich
Hochs und Tiefs, Verletzungen und Top-Leistungen immer wieder ab.
Die Höhepunkte seiner Karriere:
Bei der DM in Nürnberg holte er
sich seinen ersten deutschen
Meistertitel mit dem bis heutige
gültigen Meisterschaftsrekord von
89,55 Metern. In Berlin wurde er
2018 hinter Thomas Röhler Vize-
Europameister, im selben Jahr
errang er im Züricher Letzigrund
den Gesamtsieg in der Diamond
Andreas Hofmann bei seinem Titelwurf bei den Deutschen League mit dem zweitbesten Wurf
Meisterschaften 2019 in Berlin seiner Karriere auf 91,44 Meter.
„Als ich dort im Cabrio auf die
Ehrenrunde gefahren wurde, schlug mir Euphorie entgegen“, erinnert er sich an den
außergewöhnlichsten Moment seiner Laufbahn. Auch, weil er hier mit 50.000 Dollar Preisgeld
die höchste Prämie seiner Karriere kassierte. Mit 92,06 Metern erzielte Hofmann im selben Jahr
in Offenburg seine persönliche Bestleistung und kreierte mit „hammer-fett-bombe-krass“ zur
Beschreibung der erfolgreichen Saison 2018 so etwas wie das Wort des Jahres im Sport. Bei
BLV-Jahrbuch 2024 Seite 82