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BERUF & ERFOLG
Die Post (links) tes-
tet mobile Liefer-
container, die in die
Stadtzentren ge-
bracht werden und
dort als Paket-Um-
schlagplatz für Zu-
steller mit E-Bikes
fungieren
Amazon hat einen
Lieferroboter im
Einsatz, der die
Häuser der Kunden
ansteuert und mit
ihnen kommuniziert
Fotos: Stadt Graz/Fischer, Amazon/dpa, Österreichische Post AG mierungspotenzial, besonders auf den letzten Automatisierung der letzten Zustellkilometer tainer, die im Logistikzentrum mit Paketen
Kilometern der Zustellung“, so Umundum. realisiert. beladen und per LKW in die Innenstadt trans-
portiert werden. Von dort aus können unsere
Die Post hat verschiedene Konzepte, um Doch braucht es überhaupt Drohnen und Zusteller die Pakete mittels Elektrofahrrad
Lieferungen zu optimieren. Um fehlgeschla- Roboter? „Das Problem ist eigentlich bereits auf kurzem Weg ausliefern. Diese Lösung re-
gene Lieferungen durchAbwesenheit des Kun- gelöst“, sagt Professor Kummer und bezieht duziert Leerfahrten“, so Umundum.
den zu vermeiden, haben der Post bereits sich dabei auf dieVerwendung von Paketboxen
800.000 Personen eine Abstellgenehmigung und Abholstationen. Paketboxen sind vor al- Wiener Start-up kooperiert mit Ikea
erteilt. Dies spart unnötige Rücksendun- lem in Städten an vielbesuchten Plätzen zu
gen, Ärger beim Kunden und Kosten. finden und können in einem Lieferschritt vom Das Wiener Start-up Storebox, das eigentlich
Zusteller mit Dutzenden Paketen befüllt wer- Lagerräume im Stadtgebiet vermietet, bietet
Sogar dasAbstellen des Pakets im priva- den. Die Pakete werden in einzelnen Fächer auch Bestellern und Lieferanten auf der letzten
ten Vorzimmer wird mittels smartem Tür- verschlossen, wo sie dann vom Kunden fle- Meile eine Lösung. Die lokal gelegenen La-
schloss des Grazer Start-ups Nuki und Über- xibel abgeholt werden können. Die Kosten- gerräume können als sogenannte „City-Hubs“
wachungskamera von A1 im Pilotprojekt ge- ersparnis liegt auf der Hand: „Es ist viel ein- und somit als Umschlagplatz für Pakete ver-
testet. Dabei kann der Postbote dieWohnungs- facher, 200 Pakete an fünf Boxen auszuliefern, wendet werden. Das Lager wird zur modernen
tür in Abwesenheit des Kunden öffnen und als 200 Pakete an 150 Haushalte“, so Kummer. Poststelle für den privaten Paketdienstleister.
dieser kann ihm dabei per Video zusehen, ob Die Schnittstelle mit dem Paketempfänger
die Zustellung korrekt erfolgt. wird verschoben, es entfällt die aufwendige „Unsere automatisierte Infrastruktur
und teure Einzelzustellung und der Kunde macht eine effiziente Übergabe von Paketen
Amazon bringt Pakete per Roboter kommt auf der letzten Meile selbst zum Paket. möglich“, sagt Johannes Braith, Gründer und
Geschäftsführer von Storebox. „Wir betreiben
EinWeg, um anfallende Kosten auf den letzten Auch die Post verfolgt mit ihren Filialen, unsere eigenen, voll digitalisierten Paketwän-
Kilometern zu reduzieren, ist die Automati- Abholstationen und Empfangsboxen diese de und Empfangsboxen, die jeder Paketdienst-
sierung des gesamten Lieferprozesses. Ein Strategie. Es wird aber noch weitergedacht. leister und jeder Händler ohne großen techni-
Roboter bringt dabei das Paket an die Haustür. „Wir arbeiten bereits an moderner City-Lo- schenAufwand befüllen kann. Die Endkunden
Gerade die großen Konzerne im globalen On- gistik, die Zustellungen auf der letzten Meile kommen dann mittels QR-Code ganz einfach
line-Handel sehen Lieferroboter als wichtigen effizienter macht.Wir verwenden mobile Con- und rund um die Uhr an ihr Paket“, so Braith.
Baustein in der Logistikkette der Zukunft. Mit über 140 Standorten in Österreich,
Unternehmen wie Amazon in den USA oder Beschäftigen sich mit Lösungen für die „letzte Mei- Deutschland und der Schweiz ist man in vielen
Alibaba und JD.com in China arbeiten an tech- le“: Post-Paket-Vorstand Peter Umundum (links) Städten lokal vertreten.
nologischen Lösungen, um den Lieferprozess und WU-Logistik-Professor Sebastian Kummer
kostengünstiger und effizienter zu gestalten. Wie die Lösung der Selbstabholung auch
Vorteile für den Endkunden bringt, zeigt Sto-
Dabei scheinen kleine, selbstfahrende rebox bei der Zusammenarbeit mit dem Mö-
Lieferwägen, die auf Straßen und Gehwegen belhändler Ikea. Braith: „Bereits im Waren-
unterwegs sind und die Pakete der dort woh- korb der Ikea-Website kann man statt der Zu-
nenden Kunden transportieren, als Lösungs- stellung nach Hause die Zustellung zu einem
möglichkeit recht vielversprechend.Amazon nahegelegenen Storebox-Standort wählen. Da
hat mit seinem Projekt „Amazon Scout“ bereits die Lieferungen vonseiten Ikeas gebündelt
ein solches smartes Lieferfahrzeug vorgestellt. werden können und die aufwendige Hauszu-
Der Lieferroboter bleibt vor dem Haus des stellung entfällt, bezahlt der Kunde für diesen
Kunden stehen, benachrichtigt diesen und das Service deutlich weniger. Das Problem der
Paket kann ganz einfach aus dem Stauraum letzten Meile wird also durch Selbstabholung
entnommen werden.Auch die österreichische an den Endkunden ausgelagert und somit ge-
Post arbeitet an ähnlichen technischen Lö- löst. DieserTrend ist international beobachtbar
sungen. Es wurden bereits Testprojekte mit und wird anhalten.“
autonomen Lieferrobotern und Drohnen zur
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