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BERUF & ERFOLG ZERO WASTE

setzt der 68-Jährige fort. Und seit diesem Zeit-  „Die Bio-Austria-Zertifizierung hat weltweit einen                                       Christa Birmili hat   Fotos: naürlichERleben.at, Styx
punkt nehmen sie ihre eigenen Behälter mit.        sehr guten Ruf“, erklärt der 62-jährige Drogist                                         früher auf deutsche
                                                   Wolfgang Stix seine 70-Prozent-Exportquote                                              Websites verwiesen.
     „Die Leute sehen, dass man wirklich ve-                                                                                               Seit 2018 bietet sie
gan kocht“, erzählt Maran. Die Küche ist so-       Produktion persönlich überzeugen. Weitere                                               selbst im Online-
zusagen das Herzstück. Der Klassiker: das          Besonderheiten: Neben dem Bio-Masseheiz-                                                Shop Natürlicherle-
Linsen-Dal mit Reis um 4,70 Euro. Täglich          werk eine Photovoltaikanlage, die jährlich                                              ben die nachhaltigen
verwertet man dort Lebensmittel, die kurz          54.000 Kilowattstunden Strom produziert.                                                Produkte an
vor demAblaufen sind und sonst in der Müll-        In Zukunft möchte der Naturkosmetikprodu-
tonne landen. Das Obst und Gemüse kommen           zent komplett auf Kunststoff verzichten.           29. Juli 2021 war. Seit diesem Tag verbraucht
ganz ohne Plastik aus. Die Reste kompostiert       Derzeit greift man auf Kunststoff-Rezyklate        die Welt mehr natürliche Ressourcen, als
das Ehepaar in ihrem Garten im Burgenland.         zurück. Für Stix gilt auch privat: wo es mög-      nachwachsen können. Auch für sie ist es als
Kaufen kann man auch Zero-Waste-Produkte           lich ist, Glasflaschen oder Kartondosen zu         Zweifachmutter nicht immer leicht. Birmili
für Geschirr und Küche, wie die feste Spül-        kaufen. „Auch feste Seife oder festes Sham-        bezieht sich daher auf den Less-Waste-Ansatz.
seife um 5,29 Euro. Von den Einnahmen kann         poo helfen dabei, den Müll im Alltag zu re-        Das bedeutet: Den Abfall im Alltag zu redu-
er gut leben. Früher hatte er mehr Stamm-          duzieren.“                                         zieren. 2018 hat sie den Online-Shop „Na-
kunden. Als er noch Besitzer des heutigen                                                             türlicherleben“ für Stoffwindeln übernommen
Biomarkts Denns war. „Das liegt daran, dass        Die Menschheit nutzt mehr Ressourcen,              und seitdem bietet sie auch alternative Mo-
es nicht jeder aushält, vegan zu leben“, sagt      als nachwachsen                                    natshygiene, Trinkflaschen und weitere Pro-
er. Maran weiß: Es gibt mittlerweile viele                                                            dukte an. Wie sie dazu gekommen ist? Sie
Öko-Trends. Für einige sind die Wiener noch        Es muss noch viel passieren, damit wir ohne        hält viele Zero-Waste-Vorträge und ihre Kun-
nicht bereit.                                      Müll auskommen, weiß auch Christa Birmili          den fragen sie immer wieder: Wo bekomme
                                                   aus dem niederösterreichischen St. Valentin.       ich dieses Produkt? „Früher habe ich Inter-
     Nachhaltigkeit ist auch ein Thema in der      Das zeigt der Weltüberlastungstag, der am          net-Seiten aus Deutschland empfohlen“, er-
Kosmetikbranche. Peelings ohne Mikroplas-                                                             zählt die ausgebildete Ernährungstrainerin
tik gibt es bei Styx in Niederösterreich. Na-                                                         und Mami-Coach. „Und jetzt kaufe ich sie
türliche und nachwachsende Alternativen,                                                              und biete sie über den Shop an.“
wie Jojoba-Wachskügelchen, gemahlene Ha-
selnussschalen undAprikosenkerne, kommen                                                                   Laut Birmili ist das Problem Plastik: Dass
zum Einsatz. Die meisten Rohstoffe stammen                                                            man es aufgrund der vielenArten nicht wirk-
aus Österreich. Ein paar Ausnahmen gibt es,                                                           lich trennen kann. Es kommt ins Meer oder
wie zum Beispiel Lavendel aus der Provence.                                                           wird verbrannt. Und es bleibt dann für immer
Der Preis: ab 14,90 Euro. „80 Prozent unserer                                                         in der Umwelt. Ähnlich ist es auch mit Weg-
Verpackungen bestehen aus Recyclingmate-                                                              werfwindeln. Zu ihrer Zielgruppe gehören
rialien, wie zum Beispiel aus Zuckerrohrab-                                                           junge Eltern, die an Nachhaltigkeit denken.
fall“, so der Geschäftsführer Wolfgang Stix,                                                          Nicht alle Stoffe stammen aus Österreich,
der die Firma 1984 von seinem Vater über-                                                             wie zum Beispiel Edelstahl. „Da ist es schon
nommen hat. Über 200 Produkte, wie Seifen,                                                            schwieriger, heimische Produzenten zu fin-
Öle und Schokolade, bietet er derzeit auf der                                                         den“, so Birmili. „Ich sage immer, dass ich
Website zumVerkauf an, die auch in Russland,                                                          auch geschäftsschädigend handle, da die Pro-
in den USA und in Deutschland gefragt sind.                                                           dukte sehr lange halten“, setzt sie fort. Bei
„Das liegt daran, dass die Bio-Austria-Zerti-                                                         der Versandverpackung achtet sie darauf, alte
fizierung weltweit einen sehr guten Ruf hat“,                                                         Schuhboxen und Zeitungspapier zu verwen-
erklärt der 62-jährige Drogist.                                                                       den. Der Umsatz beläuft sich aktuell auf den
                                                                                                      unteren fünfstelligen Bereich. Die Hälfte der
     Die Exportquote liegt bei 70 Prozent.                                                            Einnahmen macht die Niederösterreicherin
Das Unternehmen generiert mit 65 Mitarbei-                                                            mit den Stoffwindeln, die sie von ihren Part-
tern einen Inlandsumsatz von 7,5 Millionen                                                            nern wie Bamboolik erhält und die um die 30
Euro. Ein Drittel davon nimmt er über den                                                             Euro kosten. „Man spart dadurch sehr viel
Online-Shop ein. Um die 2.000 Kunden hat                                                              Geld und kann es dann zum Beispiel für nach-
Styx in Österreich. Dazu gehören diverse Stu-                                                         haltige Lebensmittel ausgeben.“
dios, Wellnesshotels und auch Naturkostlä-
den, wie zum Beispiel Roma Friseurbedarf
oder Denns Biomarkt.

     2019 hatte Styx ungefähr 20.000 Besu-
cher. Die Anzahl soll sich in den nächsten
Jahren erhöhen. „Wir produzieren in Ober-
Grafendorf um die 5.000 Kilogramm Pro-
dukte, wie Cremes und Shampoos, am Tag“,
setzt Stix fort. In Zeiten von Greenwashing
möchte man sich auch von der klimaneutralen

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